Diakonie-Spieler brennen für den Fußball

Bericht aus der STUTTGARTER ZEITUNG Nr. 249 | Mittwoch, 27. Oktober 2021

Die Stettener Einrichtung hat mit der Sportgemeinschaft Weinstadt eine Fußballmannschaft für Menschen mit Behinderung gegründet.

Von Luitgard Schaber

Mit der ganzen Mannschaft alles zu geben bis zum Abpfiff“, das sei es, was ihn am Fußballspielen begeistere, sagt Benjamin Schick, und seine Augen leuchten vor Freude. Der junge Mann ist der stellvertretende Kapitän einer Fußballmannschaft für Menschen mit Behinderung, welche die Diakonie Stetten in Kooperation mit der Sportgemeinschaft ( SG) Weinstadt neu gegründet hat. Seit September 2019 trainiert das Team mit Unterbrechung durch die Corona-Lockdowns und konnte bereits erste sportliche Erfolge feiern.

DiakonieStettenMitte Oktober errang man bei einem von den Special Olympics, einer Sportorganisation für Menschen mit geistiger Behinderung, organisierten Turnier in Stuttgart den zweiten Platz, und in Vor-Corona-Zeiten hatte man sich gar die Qualifikation für das Landesfinale erspielt, das dann aber pandemiebedingt ausfallen musste. Doch mindestens ebenso bedeutend, wenn nicht noch mehr, ist für die Mannschaftsmitglieder, dass sie bei den Turnieren nicht nur für die Diakonie Stetten auf den Platzgehen, sondern vor allem auch für die SG. Offizielle Mitglieder im Verein zu werden sei den Spielern bereits bei der Konzeption der Kooperation sehr
wichtig gewesen, berichtet Sebastian Müller von der Diakonie Stetten. Gemeinsam mit seinem Arbeitskollegen Ronald Fischer coacht er die Mannschaft, in der auch eine Frau mitspielt. Eine Sportstätte für das Training stellt die SG Weinstadt.
„Wir sind mit offenen Armen aufgenommen worden“, sagt Müller über die Reaktion bei der SG-Vorstandschaft, als man seitens der Diakonie die Kooperation vorschlug. Im Leiter der Fußballabteilung Martin Wundrak habe man einen zuverlässigen Ansprechpartner gefunden. „Für uns war relativ schnell klar, dass wir sie begleiten wollen“, sagt auch Wundrak, der sich von der Leidenschaft, mit denen die Diakonie-Spieler für den Fußball brennen, beeindruckt zeigt. „Von ihnen bekommt man aktuellere Infos als aus dem ‚Kicker‘.“

Dabei waren die eigentlichen Initiatoren der Kooperation Klienten der Diakonie Stetten. Immer wieder hätten sie nachgefragt, ob man die interne Fußballmannschaft wieder aufleben lassen könne, erzählt Müller, der als Jugendfußballtrainer in Baltmannsweiler (Kreis Esslingen) dem Anliegen aufgeschlossen gegenüberstand. Mehr als 20 Jahre habe die interne Mannschaft bestanden, bis sie sich 2018 auflöste, nachdem der Kollege, der sie trainiert habe, in Rente gegangen sei. Da viele ihrer vormaligen Mitglieder in Außenwohngruppen in Weinstadt lebten, sei man bei der Suche nach einem Kooperationspartner auf die SG als örtlichen Verein zugegangen. Mit der Zusammenarbeit beschreitet man nun neue Pfade bei der Diakonie Stetten. Für die SG, die erst 2014 aus dem Zusammenschluss dreier Weinstädter Sportvereine –VfL Endersbach, TSVGroßheppach und SV Weinstadt – hervorging, ist es das erste Inklusionsprojekt überhaupt in ihrer noch jungenVereinsgeschichte.

Ideen, wie sich die Kooperation weiter ausgestalten lässt, gibt es reichlich, wie sich bei einem Pressegespräch mit allen Beteiligten zeigt. So denkt man darüber nach, für ein Unified-Turnier der Special Olympics, bei dem Menschen mit und ohne geistiger Behinderung gemeinsam antreten, ein Team aufzustellen. Gerne möchten sich die Spieler der neuen Diakonie Stetten/SG Weinstadt-Mannschaft auch ins Vereinsleben aktiv einbringen, etwa indem man bei der Bewirtung von Heimspielen der anderen SG-Teams mit anpackt. Schließlich sei die Teilhabe am Vereinsleben und damit am gesellschaftlichen Leben gerade das Ziel der Kooperation, erklärt Sebastian Müller. AlexanderHaga,Vorstandsmitglied der SG, begrüßt diesen Einsatzwillen und hat die neuen Mitglieder bereits fest für die Feierlichkeiten zum zehnjährigen Bestehen des Vereins in 2024 eingeplant – und das nicht nur als stille Helfer. Viel mehr sollen sie ihre Mannschaft präsentieren. Denn, so kündigt Haga an: „Das Thema Inklusionssport kann, darf und soll dabei eine Rolle spielen.“

DasKooperationsteam trainiert montags von 17.30 bis 19 Uhr auf dem Kunstrasenplatz in Weinstadt-Beutelsbach, Im Obenhinaus 5.
Neue Mitspieler sind willkommen.

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